Ein Film von Hanna Laura Klar aus dem Jahr 2010. (81 min.)
30. Juni 2025 um 20 Uhr im Lichtspielhaus FFB
Ein Kampf gegen das Vergessen und für Gerechtigkeit
Beate Klarsfeld wird 1939 in Berlin geboren. 1960 ging sie als Aupairmädchen nach Paris, lernte dort ihren Mann Serge kennen, einen jüdischen Anwalt, den sie 1963 heiratete. Über Serge erfuhr sie von den Verbrechen des deutschen Faschismus, sein Vater wurde in Auschwitz ermordet.
In Frankreich wurde sie politisiert und engagierte sich zunehmend gemeinsam mit ihrem Mann in der Verfolgung der überlebenden Täter, die nach Kriegsende als biedere Demokraten unter uns lebten. Berühmt ist ihre Aktion auf dem CDU-Parteitag 1968 in Berlin, wo sie dem damaligen Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger eine Ohrfeige verpasste.
Kiesinger war ab 1940 im Außenministerium stellvertretender Leiter der rundfunkpolitischen Abteilung und hier besonders für die Zusammenarbeit mit dem Reichspropagandaministerium zuständig. Die Aktion gegen Kiesinger fiel in die Zeit, als viele Deutsche des Muffs aus 1.000 Jahren überdrüssig waren. Sie ist ein wichtiger Beitrag zur Aufdeckung der faschistischen Vergangenheit maßgeblicher politischer Kreise in der Bundesrepublik.
Kurt Lischka, Klaus Barbie, Herbert Hagen, Ernst Heinrichssohn, das sind die Namen von hochrangigen Nazimördern, die sich durch die Ermittlungen von Beate Klarsfeld und ihrem Mann endlich vor Gericht verantworten mussten. 2012 kandidierte sie als Bundespräsiden4n, unterlag aber Joachim Gauck. Im Rahmen des Wahlkampfes wurde die Unterstützung ihrer Aktionen durch Informationen des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR zum Anlass genommen, sie als Agentin zu diskreditieren. Ein Honorar von 2.000 DM für einen Artikel im Ostberliner Magazin Horizont sprach ihr nach Meinung des CDU-Generalsekretärs Hermann Grohe „jegliche Eignung für das Amt des Bundespräsidenten ab“.
Der damalige CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt nannte Beate Klarsfeld eine SED-Marionette. In der Zeit des Wahlkampfes um das Amt des französischen Präsidenten überraschten Serge und Beate Klarsfeld mit ihrer Stellungnahme zum Rassemblement National von Marine Le Pen, dem sie, im Gegensatz zu den linken Parteien in Frankreich, jeden Antisemitismus absprachen. Für diese Haltung ernteten sie Widerspruch, ihre antifaschistische Arbeit wird damit aber in keiner Weise geschmälert.
2009 erhielt Beate Klarsfeld in München den Georg-Elser-Preis, 2015 das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse, nachdem die Verleihung zweimal vom Außenministerium (Guido Westerwelle und Joschka Fischer) abgelehnt wurde. Im letzten Jahr erhielten beide zwei der höchsten französischen Auszeichnungen. „Sie haben gegen das Vergessen gekämpft und dafür, dass die Opfer des Holocaust wieder zum Gegenstand der Geschichte werden“, sagte Macron bei der Verleihung in Berlin.